Sonntag, 26. Januar 2014

Fundbrüro: Rivanna Junction von Tim Barry

2006 erschien das erste Soloalbum des Avail-Sängers Tim Barry. Veröffentlicht zunächst auf Suburban Home Records unterscheidet es sich deutlich von der Musik der Punkband aus Richmond, Virginia. Das Album umfasst 10 Songs, in denen der Sänger immer wieder Bezüge zieht zum Staat Virginia und allgemein gesehen den amerikanischen Südstaaten.
Dieses Thema lässt sich auch auf dem Artwork wiederfinden. Auf der Rückseite ist eine große Fabrikhalle zu sehen, auf der in großen Lettern Southern States zu lesen ist.

With warmth and with grace

Der erste Song Trash Inspirations wird durch den langsam Schlag einer Glocke eingeleitet, bevor das Schlagzeug einen dominanten Rhythmus fortsetzt. Somit entsteht in meinen Augen ein Gegenspieler zu Barry's kräftiger Stimme.
Allerdings ist deutlich zu erkennen, dass der Sänger es versteht, gefühlvolle, leise Töne auch mit rauen, teilweise wütenden, lauten Tönen abzuwechseln. So wird die entsprechend erwünschte Atmosphäre auch auf den Zuhörer transportiert.
Im Song Cardinal in Red Bed wird eine ganz andere Seite zu den lauten Tönen deutlich, denn zur Klavierbegleitung schlägt Barry beinahe zerbrechlich anmutende Töne an, um eine kurzweilige Romanze zu beschreiben.

I put ice in the trash can to cool down my beer
Breathe in the perfume in the room of the person last heer

So heißt es in Avoiding Catatonic Surrender und meiner Meinung nach wird daran deutlich, wie bodenständig beides, Musik und Text, von Tim Barry gehalten wurde. Man kann sich jederzeit mit dem Lyrischen Ich identifizieren, wie ich finde und das macht das Album durchaus zu etwas ganz besonderem.

I write standard boring songs with boring standard chords

Vielleicht hat Barry damit sogar recht, aber auch die einfachsten Akkorde müssen immerhin beherrscht und in eine stimmige Reihenfolge gebracht werden. Natürlich ist das Album sehr einfach gehalten, aber das macht das gesamte Folk-Genre für mich auch irgendwie aus. Es sind eben Songs, die man so auch nur mit einer Gitarre am Lagerfeuer spielen könnte.

But I'd do it again, I don't regret it

Rivanna Juction erzählt uns von Freundschaft und Familie, von Verbundenheit und davon, zu dem zu stehen, was man tut. Das zeigt sich durchaus am dritten Song Dog Bumped. Der Song erzählt vielleicht sogar von dem, was man sich in Amerika als so realistisch vorstellt – ich zumindest.

And I shot him dead and I don't care

Durch die Lyrics wird diese mehr als traurige Thematik von einem Bruder, der den Freund seiner Schwester tötet, weil er sie grün und blau geprügelt hat, erst so wirklich deutlich, denn die Musik dazu steht ganz im Gegensatz und ist zunächst eher fröhlich. Erst als der Bruder in den Lyrics hinter Gitter geht (Well I took my last breath of fresh air) passiert ein Bruch in der musikalischen Begleitung und sie passt sich dem Text an.

Do you like me or just the idea of me?

Exit Wounds ist schlicht und ergreifend mein Lieblingssong auf dem Album. Vielleicht auch, weil es das erste Lied war, dass ich jemals von Tim Barry gehört habe, aber auch, weil es ein tieftrauriger Song ist über ein Lyrisches Ich, das nach dem Ende seiner Beziehung von Zweifeln zerfressen wird.
Besonders das E-Gitarrensolo unterstützt hier die Thematik.
Ich denke mit diesem Song demonstriert Barry einmal mehr, wie nah am Leben seine Musik eigentlich ist und dass es alles in allem nichts utopisches, unvorstellbares beinhaltet.




Stubborn like a mule, cruel like a bitter soul

Barry's Einflüsse durch seine Bands Avail und (Young) Pioneers werden in seiner Soloarbeit nicht mehr wirklich deutlich, da er sich eher dem Folk-Genre zuwendet, allerdings finden sich in den Lyrics immer noch kleine Überbleibsel, die wirklich ein passendes Bild des Lyrischen Ichs malen. Für mich lässt sich das gesamte Album als eine Art Zyklus betrachten, der eine einzige Person in verschiedenen Stationen seines Lebens betrachtet.

Was sich aber durchaus sagen lässt, ist, dass viele der Songs nur im Gesamtkonzept des Albums funktionieren und zumindest mich als Hörer losgelöst davon nicht erreichen konnten. In ihrer Gesamtheit finde ich allerdings, dass ein gut durchdachter Wechsel von langsameren, melancholischeren Stücken und schnelleren Stücken herrscht.

Below the stars and feeling old … it'll be okay

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