2006 erschien das erste Soloalbum des
Avail-Sängers Tim Barry. Veröffentlicht zunächst auf Suburban Home
Records unterscheidet es sich deutlich von der Musik der Punkband aus
Richmond, Virginia. Das Album umfasst 10 Songs, in denen der Sänger
immer wieder Bezüge zieht zum Staat Virginia und allgemein gesehen
den amerikanischen Südstaaten.
Dieses Thema lässt sich auch auf dem
Artwork wiederfinden. Auf der Rückseite ist eine große Fabrikhalle
zu sehen, auf der in großen Lettern Southern States zu
lesen ist.
With warmth and
with grace
Der
erste Song Trash Inspirations
wird durch den langsam Schlag einer Glocke eingeleitet, bevor das
Schlagzeug einen dominanten Rhythmus fortsetzt. Somit entsteht in
meinen Augen ein Gegenspieler zu Barry's kräftiger Stimme.
Allerdings ist deutlich zu erkennen, dass der Sänger es versteht,
gefühlvolle, leise Töne auch mit rauen, teilweise wütenden, lauten
Tönen abzuwechseln. So wird die entsprechend erwünschte Atmosphäre
auch auf den Zuhörer transportiert.
Im
Song Cardinal in Red Bed wird
eine ganz andere Seite zu den lauten Tönen deutlich, denn zur
Klavierbegleitung schlägt Barry beinahe zerbrechlich anmutende Töne
an, um eine kurzweilige Romanze zu beschreiben.
I put ice in
the trash can to cool down my beer
Breathe in the
perfume in the room of the person last heer
So heißt es in Avoiding Catatonic Surrender und meiner
Meinung nach wird daran deutlich, wie bodenständig beides, Musik und
Text, von Tim Barry gehalten wurde. Man kann sich jederzeit mit dem
Lyrischen Ich identifizieren, wie ich finde und das macht das Album
durchaus zu etwas ganz besonderem.
I write
standard boring songs with boring standard chords
Vielleicht hat Barry damit sogar recht, aber auch die einfachsten
Akkorde müssen immerhin beherrscht und in eine stimmige Reihenfolge
gebracht werden. Natürlich ist das Album sehr einfach gehalten, aber
das macht das gesamte Folk-Genre für mich auch irgendwie aus. Es
sind eben Songs, die man so auch nur mit einer Gitarre am Lagerfeuer
spielen könnte.
But I'd do it
again, I don't regret it
Rivanna Juction
erzählt uns von Freundschaft
und Familie, von Verbundenheit und davon, zu dem zu stehen, was man
tut. Das zeigt sich durchaus am dritten Song Dog Bumped.
Der Song erzählt vielleicht
sogar von dem, was man sich in Amerika als so realistisch vorstellt –
ich zumindest.
And I shot him
dead and I don't care
Durch die Lyrics wird diese mehr als traurige Thematik von einem
Bruder, der den Freund seiner Schwester tötet, weil er sie grün und
blau geprügelt hat, erst so wirklich deutlich, denn die Musik dazu
steht ganz im Gegensatz und ist zunächst eher fröhlich. Erst als
der Bruder in den Lyrics hinter Gitter geht (Well I took my last
breath of fresh air) passiert ein Bruch in der musikalischen
Begleitung und sie passt sich dem Text an.
Do you like me
or just the idea of me?
Exit Wounds ist
schlicht und ergreifend mein Lieblingssong auf dem Album. Vielleicht
auch, weil es das erste Lied war, dass ich jemals von Tim Barry
gehört habe, aber auch, weil es ein tieftrauriger Song ist über ein
Lyrisches Ich, das nach dem Ende seiner Beziehung von Zweifeln
zerfressen wird.
Besonders das E-Gitarrensolo unterstützt hier die Thematik.
Ich denke mit diesem Song demonstriert Barry einmal mehr, wie nah am
Leben seine Musik eigentlich ist und dass es alles in allem nichts
utopisches, unvorstellbares beinhaltet.
Stubborn like a
mule, cruel like a bitter soul
Barry's Einflüsse durch seine Bands Avail und (Young) Pioneers
werden in seiner Soloarbeit nicht mehr wirklich deutlich, da er sich
eher dem Folk-Genre zuwendet, allerdings finden sich in den Lyrics
immer noch kleine Überbleibsel, die wirklich ein passendes Bild des
Lyrischen Ichs malen. Für mich lässt sich das gesamte Album als
eine Art Zyklus betrachten, der eine einzige Person in verschiedenen
Stationen seines Lebens betrachtet.
Was sich aber durchaus sagen lässt, ist, dass viele der Songs nur im
Gesamtkonzept des Albums funktionieren und zumindest mich als Hörer
losgelöst davon nicht erreichen konnten. In ihrer Gesamtheit finde
ich allerdings, dass ein gut durchdachter Wechsel von langsameren,
melancholischeren Stücken und schnelleren Stücken herrscht.
Below the stars
and feeling old … it'll be okay
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen