Dienstag, 8. Juli 2014

(Halb-)neu: Jugend mutiert von KMPFSPRT

Das ist doch kein Name für 'ne Band, habe ich mir ebenfalls gedacht, als ich im vergangenen Jahr auf die EP der Band KMPFSPRT aufmerksam geworden bin (erschienen 2012). Tatsächlich scheint der Name aber doch Programm zu sein, jedenfalls musikalisch gesehen.
Das wurde noch einmal mit dem im Januar 2014 erschienenen Album Jugend Mutiert verdeutlicht. In meinen Augen hat bereits eine deutliche Entwicklung zwischen EP und dem Album stattgefunden und während ich die Platte zunächst nur wegen des schönen Bundles mit Kampftauben-Top bestellte, ist es nun doch zu einer meiner Lieblingsplatten geworden.


 

Denn dieses Lied ist nicht für dich …

...heißt es bereits in der ersten Single Musikdienstverweigerer, die vor Albumrelease erschien. Gefeatured wird dort außerdem Felix von Frau Potz.
Viel wichtiger ist aber doch, dass der Song vor allem mit seinem zugehörigen Musikvideo ein eindeutiges Zeichen gegen Homophobie setzte.


Die Melodie ist dissonant, der Rhythmus hart und schnell

Musikalisch zeigt sich die Band nun in meinen Augen etwas melodischer. Insgesamt gibt es auf dem Album verteilt chorähnliche Passagen, die es alles etwas „gefüllter“ wirken lassen, während ich die EP teilweise musikalisch noch etwas unkontrolliert finde. Auch stimmlich hat sich aber auch einiges getan, denn auf der EP empfand ich diese noch als irgendwie bedrohlich.

Während ich bereits erwähnte, dass musikalisch eine große Entwicklung zwischen den beiden Veröffentlichungen der Band stattfand, finden sich dazu passend auch textlich Parallelen, denn viele der Songs erzählen in gewisser Weise vom erwachsen werden und vielleicht auch von einer gewissen Unzufriedenheit genau damit.

Und meistens bist du müde
Und kämpfst dich durch den Tag
Gedanken schon beim Sterben

Auch mein persönliches Lieblingslied Atheist behandelt textlich gesehen eine ähnliche Situation, allerdings punktet für mich ganz besonders die Musik im sechsten Song des Albums, denn zur Verstärkung wurde hier, wenn ich mich nicht verhört habe, eine Posaune, aber auf jeden Fall ein Blasinstrument hinzugefügt.

So wie jedes Mal ist das Wort zum Sonntag 'schade'
Das Wort zum Freitag 'Bier'
Und das Wort zum Samstag 'Kater'

Insgesamt finde ich aber besonders dieses Stück sehr interessant, da es sich sowohl musikalisch als auch textlich in zwei Hälften teilt.
Es beginnt mit einer eher langsamen Melodie in der ersten und zweiten Strophe, die im Gegensatz zur dargebotenen Geschichte über Vertrauensbruch steht.
Die zweite Hälfte nenne ich jetzt einmal die „Bewältigung“, die mit dem oben zitiertem Text einsetzt. Die Musik gewinnt insgesamt etwas an Schnelligkeit, bleibt aber eher „locker und leicht“ und die Bläser verbreiten meiner Meinung auch eher gute Laune, als das sie an die erste Hälfte anknüpfen. Vielleicht lässt sich hier also von erfolgreicher Bewältigung, zumindest musikalisch gedeutet, sprechen.

Scheiß auf den schönen Schein!

KMPFSPRT zeichnen sich auf ihrer Platte aber auch dadurch aus, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. So gibt es Zeilen gegen den Kapitalismus (Denn hier unten brennt die Welt, da oben Lachs und Scheine, Theorie der guten Chance), gegen Religion und vor allem deren Ambivalenz (Aus Schuld und Pflicht und Zwang predigst du Erlösung mit der Waffe in der Hand, Keiner von Millionen) und irgendwie auch gegen das erwachsen werden (Wenn Lieder nicht mehr helfen, kein Gedicht und kein Gebet, Unter Kannibalen).

Die Lieder für dich waren dir immer etwas peinlich ..

Insgesamt kann ich eigentlich keine Band nennen, die mich irgendwie an die Kölner Band erinnert. Aus einem mir nicht ersichtlichen Grund erinnert mich Am Ende hell jedoch immer ein bisschen an Tomte und deren Frontmann Thees Uhlmann.
Das aber jetzt auch einfach einmal außer Acht lassend, ist Jugend Mutiert ein wirklich gutes – überzeugendes! - erstes Album der Band. Für mich erscheinen sie bereits weitaus professioneller, als man es vielleicht erwarten würde.
Für mich alles nur Grund zur Begeisterung und er Hoffnung auf mehr!

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